WAS UNS BEWEGT #WUB

Was bewegt dich? Was bewegt mich? Darüber macht sich unser Regionalsprecher August Lechner regelmäßig in seinem Meinungsbeitrag Gedanken.


Bodenversiegelung in Niederösterreich – Ein Wachsender Flächenfraß

Die Bodenversiegelung in Niederösterreich schreitet unaufhaltsam voran und bedroht zunehmend unsere Lebensqualität und Umwelt. Viele der gravierenden Auswirkungen spüren wir bereits heute, während einige Folgen noch weitgehend unbemerkt bleiben. Lass uns gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen, was das für uns alle bedeutet und warum gerade ECO Plus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, dabei eine entscheidende Rolle spielt .

Bereits jetzt spürbare Nachteile

Hitzewellen und urbane Hitzeinseln: Versiegelte Böden heizen sich stark auf und tragen erheblich zur Erwärmung urbaner Gebiete bei. Die Folge sind häufigere und intensivere Hitzewellen und gravierende Wetterumschwünge. In diesem Jahr hat Indien mit Temperaturen von bis zu 52,9 Grad Celsius in Delhi die höchsten jemals gemessenen Werte verzeichnet, was die globale Erwärmung und die Gefahr von Hitzetoten verdeutlicht. Diese extremen Temperaturen führen zu erhöhten Gesundheitsrisiken und zusätzlichen Kosten für Kühlungs- und Notfallmaßnahmen.

Erhöhte Hochwassergefahr: Versiegelte Flächen können kein Regenwasser aufnehmen, was zu vermehrten Überschwemmungen führt. Bei starken Regenfällen sind die Kanalisationen überlastet, und das Wasser kann nicht mehr abfließen. In der Steiermark haben die extremen Wetterbedingungen zu verheerenden Überschwemmungen geführt, die immense Schäden an Häusern und Infrastruktur verursachten und hohe Kosten für die betroffenen Gemeinden nach sich zogen.

Verlust von Grünflächen und Biodiversität: Durch die Versiegelung gehen wertvolle Grünflächen und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verloren. In Österreich ist der Rückgang der Biodiversität besonders bei Wildbienen dramatisch. Diese sind für die Bestäubung von Pflanzen unerlässlich, und ihr Verschwinden bedroht nicht nur die Natur, sondern auch unsere landwirtschaftliche Produktion.

Verborgene, aber gravierende Auswirkungen

Klimawandelbeschleunigung: Die Versiegelung trägt dazu bei, dass weniger CO₂ im Boden gespeichert wird und mehr davon in die Atmosphäre gelangt. Dies verschärft den Klimawandel und führt langfristig zu noch extremeren Wetterbedingungen.

Wirtschaftliche Folgen: Während der Bau von Gewerbegebieten und Shoppingcentern kurzfristig Arbeitsplätze schafft, führt die Zersiedelung langfristig zu höheren Kosten für Infrastruktur und deren Instandhaltung. Die wirtschaftliche Belastung der Gemeinden und Städte steigt, was letztlich auf die Bewohner abgewälzt wird.

Soziale Isolation und verwaiste Stadtzentren

Große Einkaufszentren und Gewerbegebiete am Stadtrand ziehen die Menschen aus den Innenstädten ab. Kleine Geschäfte schließen, und die Stadtkerne verwaisen. In Wiener Neustadt beträgt die Leerstandsquote in der Innenstadt alarmierende 29,5 %, was die soziale Isolation verstärkt und die Attraktivität der Stadtkerne mindert.

Die Rolle der Wirtschaft und ECO Plus

ECO Plus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, spielt eine zentrale Rolle in dieser Entwicklung. Durch die Förderung neuer Gewerbeparks und Einkaufszentren wird die Bodenversiegelung vorangetrieben. Diese Politik bringt kurzfristige ökonomische Vorteile, aber langfristig überwiegen die negativen Folgen: Zersiedelung, erhöhte Infrastrukturkosten und ökologische Schäden. Es gibt jedoch Alternativen: Die Revitalisierung leerstehender Gebäude und die Nutzung bestehender Flächen können nachhaltig zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen, ohne zusätzlichen Boden zu versiegeln.

Die Infrastruktur – Straßen und Umfahrungsstraßen

Die Expansion von Gewerbegebieten und Shoppingcentern erfordert den Bau neuer Straßen und Umfahrungsstraßen. Niederösterreich hat mit 14 Metern Straße pro Kopf eines der dichtesten Straßennetze Europas. Diese Straßen zerschneiden nicht nur die Landschaft, sondern tragen erheblich zur weiteren Versiegelung bei und zerstören natürliche Lebensräume. Es gibt jedoch effizientere Maßnahmen, um den Verkehrsfluss zu verbessern: Der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln für Schüler kann Eltern vom Transport ihrer Schulkinder abbringen, und günstige Tickets können den Individualverkehr rasch reduzieren. Zudem könnte die Umgestaltung von Straßen zu Niedriggeschwindigkeitszonen den reinen Durchzugsverkehr stoppen und die Lebensqualität in den Städten erhöhen. Dazu braucht es keine Jahrelangen Baustellen und Kredite um Straßen zu finanzieren. Die Auswirkungen spüren wir in kürzester Zeit.

Was können wir tun?

Wir müssen unsere Vorgehensweise überdenken. Die Politik hat zwar begonnen, das Problem anzuerkennen und erste Schritte unternommen, wie die Einführung der österreichischen Bodenschutzstrategie zeigt. Allerdings handelt es sich oft um Empfehlungen und nicht um rechtlich bindende Maßnahmen, was die Wirksamkeit einschränkt. Der Wirtschaftsbund der ÖVP spricht sich übrigens ganz klar gegen den Bodenschutz aus.

Wir brauchen jetzt innovative und nachhaltige Lösungen um den Flächenverbrauch zu reduzieren und die bereits versiegelten Flächen effizient zu nutzen. Wir müssen Verantwortung übernehmen und die notwendigen Schritte setzen, um unsere Böden für uns und unsere zukünftige Generationen zu schützen.

August Lechner
Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft Niederösterreich