Kommentar von Karolin Brauer

Anfang Juli verbreitete die Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) den Vorschlag zur „Einführung von einem Tag unbezahlter Karenz bei allen Krankenständen“. Als Mitglied der Wirtschaftskammer kann ich das nicht unkommentiert lassen.

Natürlich verstehe ich – auch als Einzelunternehmerin – die Intention, Arbeitgeber:innen vor einem möglichen Missbrauch von Krankenständen (und den Kosten bzw. den Arbeitsausfällen) zu schützen. Doch während die WKS behauptet, sich „vehement gegen Pauschalurteile“ zu verwehren, ist es genau das, was sie tut: pauschal alle Arbeitnehmer:innen mit einigen schwarzen Schafen in einen Topf werfen und bestrafen. Denn dieser Vorschlag trifft besonders Menschen mit geringem Einkommen – also Geringverdiener:innen, Alleinerziehende und aus familiären Gründen (Care-Arbeit!) Teilzeitarbeitende. Und mit all diesen Gruppen vor allem Frauen, die häufig bereits am Limit sind oder darüber hinaus. Die sich damit das Kranksein nicht mehr leisten können und trotzdem arbeiten gehen. Aus meiner Sicht ist dieser Vorschlag von ein paar Menschen (Männern?) in der Wirtschaftskammer Salzburg unverantwortlich.

Wenn die WKS wirklich Abhilfe schaffen möchte, sollte sie stattdessen besser auf die Ursachen von „falschen“ Krankmeldungen schauen: zum Beispiel Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, fehlende Anerkennung, Überlastung, schlechte Personalpolitik, zu wenig Förderung von Teamgeist, mangelnde Transparenz, schlechte Führungsqualitäten von Vorgesetzten. Langfristig wäre das sicher erfolgversprechender. Erst recht, wenn man lange Krankenstände wegen Burnout vermeiden möchte. Als Mitglied der WKS würde ich mir solch ein faires und soziales Vorgehen wünschen.

Karolin Brauer ist selbstständige Texterin und Kommunikationsexpertin in Salzburg