In unserer Rubrik “On Tour” berichten wir euch von unseren Betriebsbesuchen in ganz Österreich. Diese Woche geht es ins Burgenland; genauer nach Hannersdorf, Rohrbrunn und Litzelsdorf.

Hannersberg

Unseren ersten Stopp an diesem sonnigen Tag im Südburgenland absolvierten wir gemeinsam mit der ehemaligen GW-Regionalsprecherin und nun frisch gekürten Klubobfrau der Grünen Burgenland, Anja Haider-Wallner in Hannersdorf. Auf dem Hügel oberhalb der rund 400 Einwohner:innen zählenden Gemeinde durften wir eine der schönsten Hochzeitslocations in Österreich besuchen. Der Hannersberg genannte Betrieb, angesiedelt in einem historischen Gebäude, in dem davor eine Ferienschule beheimatet war, bietet ein All-inclusive Erlebnis für Hochzeiten und andere Feste. Die idyllische Abgeschiedenheit, regionale Kulinarik und an Nachhaltigkeit ausgerichteten Appartements decken alle Wünsche der Gäste.

Geschäftsführerin Anna Malinovic betont im Gespräch zwei Dinge, auf die das Unternehmen besonders stolz ist: Zum einen der Umgang und das Miteinander im Team. Der um sich greifende Fachkräftemangel sei deshalb kein großes Problem, weil das Unternehmen von Anfang an auf einen respektvollen, harmonischen und auf unterschiedlichste Lebenslagen zugeschnittenen Umgang pflegt. Gerade auf die vielen Mitarbeiterinnen und die Möglichkeiten, die diesen geboten werden, ist Anna Malinovic besonders stolz.

Ebenso stolz ist man auf das Miteinander im Ort: Neben der Hochzeits- und Eventlocation betreibt das Unternehmen den einzigen verbliebenen Nahversorger im Ort, das Kaufhaus Hannersdorf. Neben Einkaufsmöglichkeiten gibt es auch gastronomische Angebote, die darauf abzielen im Ort einen Treffpunkt für die Bürger:innen zu schaffen.

Foto: Grüne Wirtschaft

Erfolgreiches Wirtschaften ohne nach links und rechts zu blicken, ohne auf die unmittelbare Umgebung (sei es Umwelt oder Mensch) zu achten, entspricht nicht der Vorstellung des Betriebs. Genau diese Art von Unternehmer:innentum, das sich ins soziale und ökologische Umfeld einbettet und nicht auf dessen Kosten wirtschaftet, sehen wir als Zukunft. Die Grüne Wirtschaft kämpft gerade in der vom ÖVP-Wirtschaftsbund dominierten Wirtschaftskammer für mehr Sichtbarkeit von verantwortungsvollem Unternehmer:innentum.

Biohofgut Laschalt

Unser nächster Halt führte uns noch weiter in den Süden, ins nahe der steirischen Grenze gelegene Rohrbrunn. In den Hügeln über dem Ortskern besuchten wir das Biohofgut Laschalt. Inmitten einer wunderschönen und grünen Landschaft in absoluter Ruhelage gelegen, ist das in einem renovierten Bauernhof angesiedelte Biohofgut Gastronomiebetrieb, bietet großzügige und zeitgemäße Apartments und versorgt die Umgebung im Hofladen mit in landwirtschaftlicher Eigenregie erzeugten Bio-Lebensmitteln. Angeboten werden auch Kurse zum Brotbacken oder auch zum Einkochen und Fermentieren von saisonalen Obst- und Gemüsesorten.

Im Gespräch mit Unternehmerin Iris Laschalt erfahren wir, dass die coronabedingten Lockdowns direkt nach der Eröffnung die selbstgesetzten Ziele bzw. Geschäftspläne merklich durcheinanderbrachten. Auch die Inflation und die damit einhergehende Unsicherheiten sind gerade für einen Betrieb, der mit Überzeugung auf biologische, saisonale und regionale Lebensmittel setzt, nicht immer einfach. Die durch die Qualität der Produkte notwendige Preisgestaltung ist gerade in Zeiten von Unsicherheit und Teuerung nicht immer leicht argumentierbar.

Aber gerade der holistische Ansatz, das überzeugte Festhalten an Qualität und die absolut bestechende und idyllische Lage schreit regelrecht danach, ein idealer Ort zum Abschalten und Genießen für achtsame und ganzheitliche denkende Besucher:innen zu sein.

Das Bewusstsein über die Wertigkeit dieser Art von Tourismus, Gastronomie bzw. Konsum im Allgemeinen zu stärken ist ein wichtiger Bestandteil der ökologischen Transformation der Wirtschaft. Es braucht mehr Qualität statt Quantität, kein ständiges Verlangen nach mehr und ein deutlicheres Bewusstsein für Regionalität. Nicht nur bei den konsumierten Lebensmitteln, sondern auch bei der Wahl von Urlaubsdestinationen und Ausflugszielen.  

Konditorei Gumhalter 

Den Abschluss unseres Besuchs im Burgenland verbrachten wir mit einem Besuch bei der Konditorei Gumhalter in Litzelsdorf. Das Unternehmen, das neben dem Betrieb zweier Kaffeehäuser vor allem auf die Eigenproduktion von Mehlspeisen, Torten und Eissorten spezialisiert hat, wird seit 1938 als Familienbetrieb geführt. Stolz erzählen uns Doris und Manfred Gumhalter von der langen Geschichte des Betriebs, aber auch davon, dass Regionalität beim Einkauf eine wichtige Rolle im Selbstverständnis des Unternehmens spielt. Die Verwendung von regionalem Mehl direkt aus der Mühle im Ort, oder der saisonale Bezug von Obst für Mehlspeisen und Eis wird als Selbstverständlichkeit angesehen – dass sich dieser Anspruch auch in Geschmack übersetzt, können wir zumindest für das Eis bestätigen 😉.

Foto: Grüne Wirtschaft

Im Gespräch erfahren wir, dass sich gerade im Bereich der Regulative in der Lebensmittelproduktion in den letzten Jahrzehnten einiges getan hat. Auch wenn Doris und Manfred Gumhalter selbstverständlich die Sinnhaftigkeit von Kontrollen und Genauigkeit mittragen – es geht ja um das Wohl der Kund:innen – gibt es ihrer Ansicht nach durchaus Potenzial, die Kontrollen und Auflagen von Seiten der Behörden service- und kundenorientierter zu gestalten. Auch die Verlagerung der Kosten der Überprüfungen weg von den Behörden und hin zu den Unternehmen kann hinterfragt werden.

Gerade im ländlichen Bereich sind Betriebe wie die Konditorei Gumhalter von enormer Bedeutung: Sie bieten Arbeitsplätze, sorgen für Wertschöpfung, dienen aber in kleineren Gemeinden auch als sozialer Treffpunkt für die Einwohner:innen, aber auch für Gäste von außerhalb. Die Erhaltung genau dieser Betriebe, die zusätzlich durch die regionale Beschaffung von Rohstoffen auch weit über die Ortsgrenzen für wirtschaftlichen Nutzen sorgen, muss uns allen ein Anliegen sein.

Danke an alle Unternehmer:innen, die uns während unserer Tour im Südburgenland empfangen haben. Wir haben Kreativität, Leidenschaft und Innovation gesehen und gespürt. Der regelmäßige Austausch mit den Praktiker:innen einer zukunftsgewandten und ökologischen Wirtschaft gibt uns die Kraft, für die oft auch zermürbende politische Arbeit – gemeinsam schaffen wir die Grüne Wirtschaft von morgen!