In unserer Rubrik “On Tour” berichten wir euch von unseren Betriebsbesuchen in ganz Österreich. Diese Woche geht es nach Niederösterreich; genauer nach Guntramsdorf zu Workcess, nach St. Pölten zu Kern Tee und nach Melk zur Plu Group.

Workcess

In einer alten Papierfabrik mitten in Guntramsdorf besuchten wir das Unternehmen Workcess, das sich auf den Handel mit Arbeitskleidung spezialisiert hat. Durch intensive Zusammenarbeit mit Lieferant:innen und Produzent:innen ist Workcess in der Lage, den Kund:innen (meist große Unternehmen, die öffentliche Hand sowie Kommunen) innovative und individuell angepasste Produkte zu liefern.

Auch die Auswirkungen von Produktion auf Mensch und Umwelt spielen bei Workcess eine bedeutende Rolle: So weit es möglich ist, wird auf zertifizierte Lieferant:innen zurückgegriffen und ambitioniert nach Lösungen für neue sozial- und umweltverträgliche Produktionsmöglichkeiten gesucht.

Geschäftsführer Christian Ess, der nach Jahren der unselbstständigen Beschäftigung, im Jahr 2012 die Chance ergriff und den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, erzählt uns im Gespräch, dass er gerade als KMU unter nicht immer nachvollziehbaren Auflagen leidet. Wenn kleine und mittlere Betriebe, mit zweistelliger Mitarbeiter:innenzahl, den gleichen rechtlichen und bürokratischen Auflagen wie große Industrieunternehmen unterworfen sind, die sich eigene Abteilungen dafür leisten können, kann das nur als unfair bezeichnet werden. Es braucht gerade auf die wachsende Zahl von EPU und KMU zugeschnittene Lösungen, die mit dem unternehmerischen Alltag vereinbar sind. Die Grüne Wirtschaft setzt sich u.a. in der Wirtschaftskammer dafür ein, EPU & KMU stärker in den Fokus zu nehmen und als Interessenvertretung nicht nur für die großen Industriebetriebe einzutreten.

Fotocredit: Grüne Wirtschaft

Kern Tec

Unser zweiter Stopp führte uns ins nördlich von St. Pölten gelegene Herzogenburg. Dort durften wir das Unternehmen Kern Tec besuchen, dass sich auf die Aufbereitung von bei der Saftproduktion als Abfall anfallende Obstkerne spezialisiert hat. Aus den Kernen werden beispielsweise Milchalternativen, Öle, Kosmetikprodukte, aber auch Rohstoffe für die industrielle Sandstrahlung und Alternativen zum herkömmlichen Rindenmulch erzeugt. Im Gespräch mit zwei der vier Gründer, Michael Beitl und Fabian Wagesreither, erfahren wir von der Grundmotivation des Unternehmens: ca. ein Drittel der weltweiten CO₂-Emissionen entstehen im Bereich der Lebensmittelproduktion. Rund 30 % der erzeugten Lebensmittel landen im Abfall. Die Nutzung dieser 30 % für die Lebensmittelproduktion oder für andere Verwertungsmöglichkeiten ist daher als Hebel für das Erreichen der Klimaziele enorm vielversprechend. Gegründet wurde das Unternehmen in der gemeinsamen WG, mittlerweile gibt es neben dem Produktionsstandort in Herzogenburg auch ein voll besetztes Büro in Wien. Die Protagonisten von Kern Tec zeigen eines deutlich: Unternehmer:innentum bedeutet im Idealfall gesellschaftliche Probleme anzugehen, Lösung auf den Tisch zu legen und dabei um die Ecke zu denken. Es braucht mehr Mut der Politik und ein Klima der Kreativität und Innovation, um Unternehmer:innen, die sich gesellschaftspolitisch relevanten Problemen annehmen, zu fördern. Kern Tec zeigt, wie unternehmerischer Erfolg und der Wunsch einer besseren Welt Hand in Hand gehen können.

Fotocredit: Grüne Wirtschaft

Plu Group

Zum Abschluss unseres Niederösterreich-Tages besuchten wir die Plu-Group in Melk. Der Unternehmensgründer Peter Plutsch empfing uns in einem seiner Geschäftslokale nahe dem Stadtzentrum. Das seit 1998 bestehende Familienunternehmen zeichnet sich zuallererst durch die Vielzahl an Standbeinen aus: von Nostalgie-Schildern (PLUschüda), zur Verwertung von Altmetall (PLUmetoi) zur Produktion von regionalen Lebensmitteln (PLUgenuss) bis hin zur nachhaltigen Kleidung (PLUfeschn) – so breit ist das Angebot der Plu Group. In allen Bereichen wird besonderer Wert auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Handwerkskunst gesetzt. Am Standort in Melk wird vor allem Kleidung produziert. Dabei legt die Familie Plutsch besonderen Wert auf regionale Wertschöpfungsketten und qualitativ hochwertig Rohstoffe. Gefertigt werden die Kleidungsstücke (die auch auf Wunsch geschneidert werden) aus natürlichen Produkten wie u.a. Holzfaserstoff & Hanfleinen. Ganz bewusst wird hier versucht, einen Gegenentwurf zur schnelllebigen und meist umweltschädlichen Fast Fashion zu entwerfen.

Auch davon, dass es als kreatives Unternehmen, das um die Ecke denkt, in einem so traditionellen Ort wie Melk nicht immer ganz einfach ist, kann Peter Plutsch ein Lied singen. Mit Innovation und Originalität, auch im unternehmerischen Bereich, stößt man in einem doch zum Teil noch sehr traditionellen Land wie Österreich, schnell auf taube Ohren. Noch wichtiger also, dass es Unternehmer:innen wie die Familie Plutsch gibt, die ihren Weg geht. Genau davon profitiert wir alle.

Danke an alle Unternehmer:innen, die uns mit ihren Geschichten und Erfahrungen mit Inspiration und Motivation für unsere politische Arbeit versorgen. Um weiterhin die starke Stimme von ökologisch und sozial nachhaltigen EPU & KMU zu sein, wollen wir hin- und zuhören und dadurch unsere politischen Forderungen regelmäßig an die wandelnden Anforderungen von Unternehmer:innen anpassen.