Die Grüne Wirtschaft Burgenland lud im Zuge der Messe Genuss Burgenland zu einer Podiumsdisskusion um auszuloten, ob und wie die Vison einer “Marke Bohnensterz” als Projekt zur Stärkung der Region und Förderung des Tourismus – nicht nur, aber vor allem im Südburgenland – Wirklichkeit werden kann und Sinn macht.

Die erste Keynote zur Inspiriation kam von Kultur-Antropologin Ruth Haselmair. Sie zeichnete einen großen Bogen: Was Speisen für uns und unsere Identität bedeuten. Essen schafft Zugehörigkeit und erfüllt mehrerlei Sinn: einen sozialen, kulturellen, aber auch symbolischen. Die Symbolik von Speisen ändere sich im Laufe der Zeit. War der Bohnensterz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sattmachendes Arme-Leute-Essen, steht er jetzt für die Rückbesinnung auf traditionelles Essen. Auch Migration hat unsere Küche immer wieder beeinflusst. Eine regionaltypische Küche seit Jahrhunderten gibt es nicht.

Dietmar Walser ist Experte für regionale Kulinarik. Er bringt Produkte aus dem Piemont durch gezielte Logistik zu Gastronomiebetrieben vor Ort und in alle Welt. In seiner Keynote hebt er hervor, dass Genuss aus Mangel, nicht aus Überfluss entstehe. Das Seltene, Exquisite ist besonders begehrt. Langsamkeit im Sinne von SlowFood gehört dazu, aber auch Vertrauen in die Produktion von Lebensmitteln. Wenn eine “Marke Bohnensterz” sich etablieren soll, dann braucht es eine Liebe der Menschen zu den besonderen Produkten und Speisen des Burgenlandes oder noch kleinerer Regionen. Wir müssen Geschichten erzählen, die Emotionen wecken!

Eveline Rabold widerspricht als Markenexpertin der These, dass man eine “Marke Bohnensterz” schaffen kann. Eine Marke entsteht durch das, was Menschen denken und fühlen. Sie soll oder kann nicht konstruiert werden, um einen Nutzen zu erzielen.

Georg Gossi will als Koch eine “New Pannonian Cuisine” etablieren. Es geht ihm darum, die ganz eigenen Geschmachsrichtungen der Region herauszuarbeiten. Die Frage der Produktion von Lebensmittel wäre dabei als entscheidender Ausgangspunkt zu denken. Es gilt mit einem Irrtum aufzuräumen: Kulinarischer Fortschritt beginnt nicht mit neuen handwerklichen Fähigkeiten in Küchen, die klarerweise besser gefördert werden müssen. Stattdessen hängen kulinarische Durchbrüche von der Verfügbarkeit qualitativer Produkte ab, die dann im Rahmen arbeitsteiliger Prozesse von KöchInnen weiterarbeitet werden.

Regionalsprecherin Anja Haider-Wallner moderierte die Diskussion und resümiert: Eine starke kulinarische Identität wirkt sich bei zielgerichteter Vermarktung die auf Emotionen setzt positiv auf die Wertschöpfung in der Region aus. Es braucht eine ausgefeilte Logistik, um die typischen Produkte aus der Region zu den interessierten Konsument*innen bringt. Eine große Chance für das Burgenland!